Erneute Gewalt in Nordkivu zwingt Menschen zur Flucht
11. Mai 2009
Die Menschen im nördlichen Teil der Region Nordkivu im Osten der D.R. Kongo sind seit Ende Januar auf der Flucht. Ärzte ohne Grenzen bietet in der Region mehr als 230.000 Vertriebenen medizinische Hilfe an.
„Es war nachts um halb zwölf, und wir haben geschlafen“, sagte M., ein Bewohner von Miriki, einem Dorf in Nordkivu. „Wir haben Schüsse gehört. Zuerst dachten wir, es wären Angreifer, die unsere Häuser plündern wollten, und sind in unseren Hütten geblieben. Als die Schießerei aber nicht aufgehört hat, haben wir entschieden, das Dorf zu verlassen und uns im Busch zu verstecken.“
Mittlerweile hat sich die Gewalt um die Orte Lubero und Kayna im Norden verlagert
Während des Angriffs im Dorf Miriki verbrannten mehrere Häuser. „Gegen 6.30 Uhr morgens haben wir große Rauchwolken über dem Dorf gesehen“, sagte M. „Wir hatten uns in den nahe gelegenen Hügeln versteckt und haben mit ansehen müssen, wie unsere Häuser verbrannt sind. Meines ist auch abgebrannt, mit allem, was ich besitze.“ M. ist in die benachbarte Stadt Kayna geflüchtet, wo bereits andere Vertriebene Unterkunft gefunden haben.
Tausende von Vertrieben aber keine Unterkünfte
Viele Gemeinden in Lubero sind durch die Ankunft der Vertriebenen auf mehr als 50 Prozent der eigentlichen Bevölkerung angewachsen. Das Dorf Luofo, in dem viele Vertriebene leben, war ebenfalls von Gewalt betroffen. Am 17. April war es Ziel eines schweren Angriffs, bei dem mehr als 250 Häuser niedergebrannt und sieben Menschen im Feuer umgekommen sind. Die Menschen sind erneut geflohen, um in Sicherheit zu kommen. Sie wurden von Gastfamilien aufgenommen oder haben in notdürftig errichteten Unterkünften und verlassenen Häusern Schutz gesucht. „Lokale Organisationen und Vertreter der Vertriebenen schätzen, dass es ungefähr 230.000 Vertriebene in der Region Lubero gibt, aber keine Lager, die sie aufnehmen können“, sagte Romain Gitenet, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen.
Ärzte ohne Grenzen hat die Aktivitäten in der Region von Lubero wegen der steigenden Zahl der Vertriebenen ausgeweitet. Die Mitarbeiter, die in der Stadt Kayna untergebracht sind, leisten in den Orten Luofo, Kanyabayonga, Kirumba, Kayna und Bingui medizinische Unterstützung und überweisen die schwerkranken Patienten in das Krankenhaus in Kayna oder die Gesundheitsstation in Kanyabayonga. Da sich die Situation ständig ändert und immer neue Regionen von der Not betroffen sind, muss Ärzte ohne Grenzen die Aktivitäten regelmäßig anpassen.

Gewalt im Süden nimmt ab
Trotz der andauernden Gewalt und der vielen Plünderungen gibt es relativ wenig Verletzte. „Wir behandeln wesentlich weniger Verletzte als nach den Kämpfen im Oktober“, sagte Gitenet. „Die Frontalangriffe der bewaffneten Interessengruppen haben gegenüber September und Oktober abgenommen. Das entspricht auch eher der Kriegsführung der Guerillas.“
Ende des Jahres 2008 war der Süden der Provinz am meisten durch den Konflikt betroffen. Die Bevölkerung ist während der Kämpfe zwischen der staatlichen Armee und den Rebellen der CNDP (Congrès National pour la Défense du Peuple) nach Goma geflohen. Mittlerweile hat sich die Gewalt um die Orte Lubero und Kayna im Norden verlagert. Die Situation in der südlichen Region hat sich beruhigt, die Gewalt ist aber nicht ganz verschwunden. Es sind noch immer Teams von Ärzte ohne Grenzen vor Ort, die in den Vertriebenenlagern medizinische und chirurgische Unterstützung anbieten.